10 Nov 2025

EN 18065 - Einheitliche Regeln für den Rezyklatmarkt

Cirplus hat gemeinsam mit dem IKK und dem Kunststoff-Institut Lüdenscheid erreicht, dass die von Cirplus initiierten DIN SPEC 91446 und 91481 in den neuen europäischen Standard DIN EN 18065 überführt wurden. Damit entsteht erstmals ein EU-weit einheitliches System zur Klassifizierung und Qualitätssicherung von Kunststoff-Rezyklaten sowie ein digitaler Produktpass. Die neue Norm stärkt Transparenz, erleichtert den Einsatz von Rezyklaten besonders in Verpackungs- und Automobilindustrie und setzt ein wichtiges Signal für die europäische und internationale Kreislaufwirtschaft.
Christian Schiller smiling and holding documents in front of a wall with the Cirplus logo. Two jars with materials are on a shelf beside him.

Cirplus, Europas größte KI-gestützte Beschaffungsplattform für recycelte Kunststoffe, hat in Zusammenarbeit mit dem IKK – Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik sowie dem Kunststoff-Institut Lüdenscheid erreicht, dass die von Cirplus initiierten Standards DIN SPEC 91446 und DIN SPEC 91481 in den neuen europäischen Standard DIN EN 18065 eingeflossen sind. Damit entsteht erstmals ein europaweit einheitliches System zur Klassifizierung und Qualitätssicherung von Kunststoff-Rezyklaten sowie ein europäischer digitaler Produktpass spezifisch für Kunststoffrezyklate.

Die DIN EN 18065 fördert den Handel und Einsatz von Recyclingmaterialien und stärkt das Vertrauen von Investoren und Abnehmern in die Skalierbarkeit der Kreislaufwirtschaft - gerade dort, wo bisher kaum bis gar nicht Recyclingmaterial zum Einsatz kam. Der Standard findet industrieübergreifend Anwendung, mit einem besonderen Augenmerk auf Anwendungen, die im Fokus neuer Regulierung stehen, also v.a. Verpackungs- und Automobilindustrie. Das ist ein wichtiges Signal für die internationale Kreislaufwirtschaft, gerade nach dem Scheitern der UN-Verhandlungen zu einem globalen Plastikabkommen in Genf.

Der neue EN-Standard basiert auf den sogenannten Datenqualitätslevels (DQL), die ursprünglich in den DIN SPECs entwickelt wurden. Mithilfe dieser lassen sich Kunststoff-Rezyklate beispielsweise nach ihrer Herkunft, ihren Materialeigenschaften oder dem Recyclingprozess einordnen. Hinzu treten Regelungen für einen europäischen digitalen Produktpass für Kunststoff-Rezyklate, die sicherstellen sollen, dass Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette einheitlich dokumentiert und übertragen werden. Dadurch wird eine transparentere und effizientere Kreislaufwirtschaft ermöglicht.

„Mit der Überführung unserer DIN SPECs in einen europäischen Standard liegt nun ein einheitlicher Rahmen vor, der Transparenz und Vergleichbarkeit im Rezyklatmarkt deutlich verbessert. Das erleichtert nicht nur den Handel und Einsatz, sondern unterstützt auch die Umsetzung der Europäischen Strategie für Kunststoffe in einer Kreislaufwirtschaft. Investoren und Abnehmer erhalten zugleich Klarheit, die über den Europäischen Rechtsrahmen hinausreicht.“, so Christian Schiller, Gründer und Geschäftsführer von Cirplus.

„Diese erfreuliche Entwicklung zeigt, dass Standards aus Deutschland auf europäischer Ebene erfolgreich weitergeführt werden können. Damit werden bestehende Hürden bei der Nutzung von Rezyklaten reduziert und die Grundlage für eine ressourcenschonendere Kunststoffwirtschaft gestärkt. Deutschland übernimmt hiermit wieder eine Führungsrolle in Kreislaufwirtschaft und Technologie.“, so Prof. Dr.-Ing. Hans-Josef Endres, Leiter des IKK – Institut für Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft an der Universität Hannover und Konsortialleiter der DIN SPEC 91446 und DIN SPEC 91481, welche als Basis für die EN 18065 dienten.

„Mit den DIN SPECs 91446 und 91481 konnten wir zeigen, wie Datenqualität in der Kunststoffwirtschaft sowohl praxisnah als auch wissenschaftlich fundiert definiert werden kann. Dass diese Arbeit nun in den neuen europäischen Standard EN 18065 eingeflossen ist, bestätigt unseren Ansatz und bietet der Industrie endlich eine einheitliche Grundlage. Für Unternehmen bedeutet das mehr Planungssicherheit, weniger Hürden beim Einsatz von Rezyklaten und eine deutlich schnellere Marktdurchdringung.“, so Martin Doedt, Geschäftsleitung Labor am Kunststoff-Institut Lüdenscheid.

Die neue europäische Norm basiert auf der DIN SPEC 91446, die erstmals eine gemeinsame Sprache und Systematik zur Klassifizierung von Kunststoff-Rezyklaten geschaffen hat. Sie fand früh Anwendung in der Automobilindustrie und diente als Grundlage für die VDA-Empfehlung 284 mit eigenen Qualitätsstandards. Zusammen mit der DIN SPEC 91481 bildet sie heute das Fundament zahlreicher Branchenstandards und entfaltet durch die europäische Überführung in die EN 18065. Nächster Schritt ist die Umsetzung in eine ISO-Norm, die internationale Signalwirkung schaffen kann.